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One Health

Pflanze gewordenes Beispiel des One-Health-Gedankens ist der Wundklee. Auch er wirkt ganzheitlich: In Kosmetikprodukten fördert er die Hautgesundheit, zudem ist er exklusiver Lebensraum für eine Schmetterlingsart und verbessert darüber hinaus die Bodengesundheit.

Wundklee: einzigartig vielfältig

Den Wundklee findet man nicht überall, aber an den richtigen Stellen in beinahe ganz Europa. Von der Ebene bis ins Gebirge, von Island bis ins nördliche Afrika und nach Vorderasien wächst er auf mageren, trockenen und vor allem kalkreichen Böden. Anthyllis vulneraria ist eine weitverbreitete Heilpflanze, die 1753 vom schwedischen Naturforscher Carl von Linné erstmals beschrieben wurde. Erkennungsmerkmale: eine erstaunliche Variabilität im Aussehen und einzigartige Anpassungsfähigkeit.

Je nach Standort und Klimabedingungen präsentiert sich der Wundklee in einer anderen Gestalt. Blätter und Stängel sind – mal mehr, mal weniger – seidig behaart, gefiedert und beblättert. Und auch die weiß-filzigen Einzelblüten der köpfchenförmigen Blütenstände haben unterschiedliche Ausprägungen und Färbungen. Auf mageren Wiesen und Weiden, auf extensiv bewirtschaftetem Grünland oder auf dem kargen Trockenrasen der Schwäbischen Alb bleibt der Wundklee eher unscheinbar; auf Letzterem wird er gerade mal ein paar Zentimeter hoch. Ganz anders auf einem wohlgenährten, aber nicht überdüngten biologisch-dynamisch kultivierten Acker: Dort wächst er üppig und ausladend, bildet ein Meer aus gelb-orangefarbenen Blütenköpfchen.

Die Gesundheit von Mensch, Tier und Natur ist eng miteinander verbunden – die eine gibt es nicht ohne die beiden anderen.

Gesunde Natur: Ein Wundklee bleibt selten allein

Manchmal ist weniger mehr: Auf nährstoffarmen Böden entwickelt sich oft eine beachtliche Biodiversität. Besonders reiche Wiesengemeinschaften beherbergen über hundert Arten, die sich miteinander verbinden und vernetzen. Wahre Hotspots, vergleichbar mit den vielfältigen Biotopen tropischer Regenwälder. An diesen mageren Standorten zeigt der Wundklee seine Variabilität durch verschiedene Erscheinungsformen und passt sich in Größe, Gestalt und Regenerationsfähigkeit der Grünland-Community an.

Wo auch immer der Wundklee wächst, führt er eine Partnerschaft fürs Leben mit Knöllchenbakterien. Diese Bakterien regen die Bildung der typischen Wurzelknöllchen des Wundklees an. Sie nehmen den Stickstoff aus der Luft auf und wandeln ihn „pflanzengerecht“ um. Dadurch wird die Heilpflanze bestens versorgt. Im Gegenzug erhalten die Bakterien lebenswichtige Kohlenstoffverbindungen. Eine faszinierende Symbiose.

Die Fähigkeit, Stickstoff zu binden, ist in der Pflanzenwelt an sich nichts Seltenes, das können alle Schmetterlingsblütler, auch Hülsenfrüchte wie die Lupinen. Der Wundklee beherrscht jedoch die Kunst, die Wurzelumgebung dosiert zu versorgen. Eine Überversorgung mit Stickstoff wird dadurch verhindert, der Charakter des Bodens bleibt eher mager, aber wachstumsfreundlich. So trägt der Wundklee selbst dazu bei, sein bevorzugtes Habitat zu erhalten. Immer häufiger verwandeln sich nährstoffarme Grünländereien durch übermäßiges Düngen nämlich in sogenannte Fettwiesen*. Für so manchen Standort lässt die Anwesenheit des Wundklees daher fast einen Heilungsimpuls erhoffen.

Der Wundklee gilt als Indikator für biodiverse Pflanzen- und Tiergemeinschaften sowie Habitate sowohl in der freien Natur als auch in Kulturlandschaften.

Gesunde Tiere: Lebensraum Wundklee

Nicht nur für die Vielfalt in der Landschaft, sondern auch für die Tierwelt ist der Wundklee äußerst wertvoll: Viele Hummel- und Wildbienenarten nutzen ihn als Nektar- und Pollenquelle. Einzelne Insekten sind sogar gänzlich von ihm abhängig, beispielsweise der Zwergbläuling, eine Schmetterlingsart. Schon die Eiablage findet auf dem Wundklee statt, die geschlüpften Raupenlarven ernähren sich ausschließlich von dessen Blüten und Samen. Weil die Einzelblüten entlang des Köpfchens zeitlich versetzt reifen, findet der Zwergbläuling am Wundklee in jedem Lebensstadium das passende Futter – und seine ganz eigene ökologische Nische. Neben dem Zwergbläuling ernährt der Wundklee auch unzählige weitere Insekten und Arten in der gesamten Nahrungskette. Früher setzten ihn Tierhalter sogar gezielt als Futterpflanze oder Bienenweide ein.

Der Wundklee gilt als Indikator für biodiverse Pflanzen- und Tiergemeinschaften sowie Habitate sowohl in der freien Natur als auch in Kulturlandschaften. In Zeiten von Artenverlust und Klimastress fördert er mit seinen ausgleichenden Eigenschaften einen modernen Umgang mit Biodiversität und damit gesunde Kreisläufe in der Natur. Denn eine hohe Biodiversität hält übergeordnet Ökosysteme stabil wie ein dichtgesponnenes Netz. Einflüsse jeglicher Art können darin ab- und aufgefangen werden.

Viele Hummel- und Wildbienenarten nutzen den Wundklee als Nektar- und Pollenquelle.

Gesunder Mensch: universeller Ausgleich für die Haut

Der Wundklee steht nicht nur für gesunde Wiesen und eine biodiverse Umwelt. Auch in Kosmetikprodukten werden Wundklee-Auszüge eingesetzt, um die Haut gesund zu erhalten. Denn die ausgleichende Wirkung, die er an seinem Standort auf dem Feld entfaltet, gibt er in kosmetischen Rezepturen auch an die Haut weiter. Und weil er wirklich jeder Haut guttut, ist der Wundklee schon seit 1967 eine Schlüsselpflanze der Dr. Hauschka Kosmetik.

Um das ganze Heilpflanzenpotenzial auszunutzen, wird der Wundklee nach einem speziell entwickelten Verfahren mit hochwertigem Öl langsam und schonend ausgezogen. Auf diese Weise bleiben die wertvollen Inhaltsstoffe in maximaler Konzentration erhalten. Für individuelle Hautbedürfnisse wird der Wundklee dann in unterschiedlichen Rezepturen verarbeitet und kann im jeweiligen Produkt seine optimale Wirkung entfalten.

So steht der Wundklee sinnbildlich für die One- Health-Prinzipien als Schnittstelle zwischen Mensch, Tier, Pflanze und den Ökosystemen und scheint in einer ganzheitlichen Betrachtung heilend wirksam zu sein.

Der Wundklee steht sinnbildlich für die One-Health-Prinzipien als Schnittstelle zwischen Mensch, Tier, Pflanze und den Ökosystemen.

*Wie werden Wiesen „fett“?

Intensive Nutzung wie Mehrfachschnitte, landwirtschaftliche Düngung – mehr, als der Standort charakterlich verträgt –, Nährstoffeinträge aus der Atmosphäre, scharfe Schnitttechniken und Bodenverdichtungen durch schwerere Maschinen führen die Fläche zu mehr Ertrag und leider immer öfter zu weniger Bodengesundheit. Fettwiesen entstehen auf „gehaltvolleren“ Böden, die Pflanzenarten beherbergen und fördern, die mit großem Nährstoffangebot umgehen können und damit die „Hungerblümchen“ einfach überwachsen und herausdrängen. Es verändern sich dadurch ganze Pflanzengesellschaften. Fettwiesengesellschaften, ursprünglich auf natürliche nährstoffreiche Gebiete wie die Wiesenauen begrenzt, breiten sich jetzt immer mehr aus und verdrängen die anspruchslosen, biodiversen Pflanzen. Leicht zu erkennen an einer Landschaft, die zunehmend von Löwenzahn und Hahnenfuß dominiert wird – fast „vergilbend“.